Digitale Projektwoche in München

München digital – Eine Projektwoche zu Geschichte und Marketing

Von Miguel Garcia, Davide Pezzotta und Klasse G3a

Das Schlagwort «Digitalisierung» war ein steter Begleiter der Klasse G3a während ihrer Projektwoche in München, wo sie Möglichkeiten und Grenzen neuer Medien und digitaler Tools auf Bildungsreisen auslotete. Inhaltlich bewegte sich die Studienwoche unter dem Titel «History Marketing» an der Schnittstelle von Geschichte und Wirtschaft. Die Studierenden untersuchten etwa, wie Geschichte im firmeneigenen Museum von BMW oder im Stadtmarketing verwendet wird.

Sie gingen ausserdem der Frage nach, wie historische Inhalte zur Münchner Stadtgeschichte und zur nationalsozialistischen Vergangenheit vermarktet und verbreitet werden. Die Gruppe, die sich mit München als «Hauptstadt der Bewegung» befasste, plante selber einen Rundgang mit Hilfe der App Orte Erinnern, organisierte einen Besuch im NS-Dokumentationszentrum und führte eine Strassenumfrage durch.

Einfach München

Dank Fussball, BMW und Bier, besuchen täglich tausende von Gästen aus aller Welt die bayrische Metropole. Sie flanieren in den bekannten Einkaufsmeilen, besuchen unzählige Museen und treten durch Kirchenportale in vergangene Zeiten ein. Wie aber vermarktet München sich selbst? Die «Gruppe Tourismus» ging dieser Frage nach und bekam eine einfache Antwort: «einfach München» (Werbespruch München Tourismus). Die Anziehungskraft von München ist so stark, dass nichts unternommen werden muss, um die Popularität dieser Stadt zu steigern. Zum Oktoberfest oder zur Wiesenzeit – wie es die Münchner nennen – strömen mittlerweile über sechs Millionen durstige Seelen in die Stadt, um der lokalen Brauereitradition zu frönen.

Zwischen den Oktoberfesten zieht besonders ein Gebäude die Biertouristen an. Es handelt sich dabei um das Hofbräuhaus. Im Bierdunst verkündete Adolf Hitler am 24. Februar 1920 im oberen Saal des Gebäudes das 25-Punkte-Programm seiner NSDAP. Dieses richtete sich nicht nur gegen den Versailler Vertrag, sondern beschwor den «Zusammenschluss aller Deutschen». Von hier aus verbreitete Hitler auch seine antisemitische Hetze, indem er den Juden in einem ersten Schritt die deutsche Staatsbürgerschaft entziehen und sie «in Zeiten einer Ernährungskrise» aus Deutschland ausweisen wollte.

Hitlers 25-Punkte-Programm war rassistisch geprägt. Es forderte auch die Einführung einer Pressezensur, die Juden verbot, für deutsche Zeitungen zu arbeiten, und ihnen jegliche finanzielle Beteiligung an Zeitungsverlagen untersagte. Selbst für ausländische Presseerzeugnisse sah das Programm besondere Kontrollbestimmungen vor, um deren Einflüsse auf deutsche Zeitungen zu verhindern.

Die Studierenden aus der Gruppe «NSDAP» unternahmen eine Zeitreise in die NS-Zeit. Mit Hilfe von digitalen Medien besuchten sie nicht nur verschiedene Gebäude, sondern versuchten auch, die nationalsozialistische Vergangenheit zu rekonstruieren.

Stadtmuseum

Die Gruppe «Stadtgeschichte» nahm das Stadtmuseum München unter die Lupe. Dieses unterhält die Dauerausstellung «Typisch München!», die einen kulturgeschichtlichen Rundgang bietet, sowie – seit 2003 – die Ausstellung «Nationalsozialismus in München». München ist nämlich stark mit der Geschichte der NSDAP verbunden. Hier wurde die Partei gegründet, und die Stadt trägt den unrühmlichen Titel «Hauptstadt der Bewegung». Zukünftige Generationen sollen sich dieser Geschichte bewusst sein und erfahren, was in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts geschah. Die Gruppe «Stadtgeschichte» untersuchte in diesem Zusammenhang auch das Marketing des Stadtmuseums.

«Wird das Reisen womöglich obsolet?»

Die Bayrischen Motoren Werke

Stark mit München ist auch die Firma BMW verbunden. Nicht nur ist hier der Hauptsitz von BMW, sondern es bestehen auch grosse Werke in der Nähe der Stadt, welche Produktion, Forschung und Verwaltung vereinen. Die «Bayerischen Motoren Werke» sind heute wegen ihrer schicken Fahrzeuge bekannt. Einst war BMW aber auch ein Rüstungsbetrieb. Der Autohersteller erfuhr nämlich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten einen enormen Aufschwung und baute Flugzeugmotoren, Kriegsgeländewagen sowie Motorräder, die sogenannten Wehrmachtsgespanne.

Das Logo von BMW ist ein Relikt dieser Zeit, es zeigt einen Flugzeugpropeller in Bewegung, was auf die Gründungszeit der Unternehmung hinweist – die «Bayrischen Flugzeugwerke», welche später in «Bayerische Motoren Werke» umgetauft wurde. Das auf Hochglanz polierte Museum ist ein Spiegel von Fahrzeugtypen wie BMW M3, dem legendären 318er oder anderen Luxusmodellen aus dem Hause BMW. Leider geht es aber auf spezielle Entwicklungen, z.B. Elektrofahrzeuge, oder die Zeit während und vor dem Zweiten Weltkrieg nur wenig ein. Nur Nischenangaben verwiesen auf die Zusammenarbeit zwischen BMW und dem NS-Regime.

Die Studierenden der Gruppe «BMW» untersuchten nicht nur die Firmengeschichte von den Anfängen bis 1945, sondern sie versuchten auch, die Frage zu beantworten, inwiefern die digitale Aufnahme von Reiseinformationen die Eindrücke vor Ort übertrifft. Wird dadurch das Reisen womöglich obsolet? Das ist sicherlich eine gewagte Frage, doch in Zeiten von Smartphones, Skype und Google Maps hat sie durchaus ihre Berechtigung. Wieso reisen, wenn z.B. Virtual-Reality-Brillen ferne Landschaften, Gebäude und andere Gegenstände ins Haus bringen können? Die Gruppe besichtigte das BMW Museum mithilfe einer virtuellen App, welche die Besucher durch das Museum lotste.

 

Zum Abschluss bemerkte die Gruppe «BMW», dass das Reisen eben nicht nur die eigentliche Besichtigung beinhaltet, sondern auch eine Erfahrung mit Menschen und deren Kultur.
 

Text: Miguel Garcia & Davide Pezzotta
Bilder: Jonas Stampa & Simple